Ein Familienauto – Funktionalität vor Ästhetik
Auf einmal Familie! Sehr vieles ist anders, neu, speziell. Beim ersten Kind mögen die Veränderungen noch nicht so entscheidend sein. Vielleicht ist die Wohnung noch gross genug, und der Kleinwagen tut seinen Dienst noch, solange der Nachwuchs im Kleinkindalter ist.
Aber spätestens beim zweiten Kind stellen sich grundlegende Fragen – nicht zuletzt bezüglich des passenden Autos (vom dritten oder sogar vierten Kind wollen wir gar nicht erst reden).
Vom Kleinwagen zum Familienauto
Geplatzt ist jedenfalls ist der Traum vom frechen Sportwagen, vom schnittigen Cabrio, vom extravaganten Oldtimer. Ich rede aus Erfahrung.
Man wird schliesslich älter und weiser, vernünftiger und vorsichtiger. Gerade, wenn es ums Auto geht. Und auf einmal befasst ich mich mit Fahrzeugen, die ich mit 20, 25 Jahren schief belächelt habe. Mit Wagen, die ich vor ein paar Jahren noch als Albtraum betrachtet habe. Und mit Marken, die ich immer für wahnsinnig bünzlig hielt (selbstverständlich nennen wir hier keine Hersteller).
Sicherheit und Funktionalität vor Ästhetik
Alle, die schon einmal Kindersitze gekauft haben, wissen Bescheid. Diese Dinger können ganz schöne Ungetüme sein – aber was will ich machen?
Das Kind soll in diesen gewaltigen Sitzen bestens behütet und geschützt sein, alles andere ist zweitrangig. Zweifellos schnalle ich die Kinder auch immer korrekt an und überlassen das dem nörgelnden Nachwuchs auch in der grössten Hektik nie selbst. Und die Jacken ziehen ich den Kindern auch immer ab, so wie es halt empfohlen wird. Ist doch klar.
Früher haben wir uns bei langen Fahrten ab und zu eine ruhige Auszeit gegönnt. Das Gepäck war locker im Gepäckraum verstaut. Jetzt ist es einfach nur wertvoll, wenn es hinten bei den Kindern genügend Stauraum hat.
Platz für singende Spielzeuge, Bücher, Teddybären und sonstigen Lieblingsobjekte unserer Kids. Es ist jetzt entscheidend und beruhigend, wenn beide oder alle Kinder genügend Platz für ihre Sachen haben – und es zu keinen Streitereien kommt, wer denn nun seine Plüschtiere in der Mitte deponieren darf.
Chrigu, was meinst du?
Der Kauf eines Familienautos
Jede Mutter und jeder Vater ist entschuldigt, wenn der Hype um Elektroautos an ihnen vorbeigeht. Wer braucht schon ein modernes Gefährt mit edlem Schnickschnack und Gadgets ohne Ende, wenn man einfach möglichst stressfrei von A nach B kommen will, vom eigenen Zuhause zur Schwiegermutter, von Bern in die Toskana?
Der Autokauf als Familie ist ein bewegender Moment. Vielleicht auch ein demütiger, weil man auf einmal in der Garage einer Marke steht, die man im Grunde genommen nie ernsthaft in Betracht gezogen hatte, weil sie ein Grosseltern-Image ausstrahlt, verstaubt und alles andere als sexy ist. Egal.
Was eben jetzt auch zählt: Preis-Leistung – nicht zuletzt, wenn es um Reparaturen, Versicherungen, Prämien geht.
Und sowieso: Es gelten jetzt ganz andere Prioritäten. Ausgeleerte Schokoladendrinks, dreckige Kinderschuhe und Gipfelispuren würden sich in teuren Szeneautos ohnehin nicht gut machen.
Auf einmal bewundert man Kollegen, die einen Sauberkeitsfimmel haben und den Kindern im Auto nicht erlauben, zu essen und zu trinken. Wobei: Wir haben doch eher Mitleid mit ihnen.
Wenn die Kinder im Auto zufrieden sind, sind es auch die Eltern, nicht wahr?
Wir haben unsere Ansprüche den neuen Anforderungen angepasst.
Und wir schämen uns auch nicht, im vorher verpönten Familien-Van durchs Stadtquartier zu fahren. Dachten wir echt mal, das sei idiotisch? Praktischer geht es gar nicht. Und hey, der Wohnwagen, der auf einmal zur Familie gehört, lässt sich damit auch noch problemlos durch halb Europa ziehen.
Zum Familienauto vielleicht bald der coole Sportwagen als Zweitauto
Ein paar Extras haben wir für unser Familienauto ja immerhin ins neue Zeitalter retten können.
So liess sich meine Frau überzeugen, dass es schon das SUV-Modell der einstigen No-Go-Marke mit den getönten Scheiben, dem Glasdach und der tollen Audio-Anlage sein müsse.
Ein bisschen Schickimicki darf sein, zumal es für uns matchentscheidend ist, die Smartphones und Tablets jederzeit mit dem Autosystem verbinden zu können. Selbst wenn es nur darum geht, auf dem Weg in die Ferien stundenlang Kindermusik abzuspielen. Es ist nun definitiv kein Wunsch mehr, im schnittigen Cabrio herumzucruisen und die Haare im Wind wehen zu lassen – als stolzer Glatzenträger hat man ohnehin andere Bedürfnisse.
Aber, pssst, ganz unter uns: Es ist längst vereinbart, irgendwann einen coolen Sportwagen als Zweitauto anzuschaffen. Spätestens in der Midlife-Crisis …