Wenn man die Nachbarin auf der anderen Strassenseite nur noch mit Mühe erkennt, Strassenschilder verschwommen sieht oder häufig Kopfschmerzen hat, könnte es Zeit für eine Brille sein. Wir klären über Symptome und Mythen auf und geben Tipps zur Auswahl der richtigen Brille.

Musst du im Bus manchmal die Augen zusammenkneifen, um die Anzeige besser lesen zu können? Ist es dir auch schon passiert, dass dir jemand von der anderen Strassenseite zugewunken hat und du beim besten Willen nicht erkennen konntest, wer das war? Dies könnten erste Hinweise auf eine Kurzsichtigkeit sein.

Es gibt verschiedene Arten von Fehlsichtigkeit

Kurzsichtigkeit (Myopie)

Von Kurzsichtigkeit spricht man, wenn man nahe Objekte klar erkennen kann, während weiter entfernte Objekte unscharf erscheinen. Kurzsichtigkeit tritt häufig bereits in der Kindheit oder Jugend auf und kann sich in den folgenden Jahren verändern, bevor sie sich im Alter von zirka 35 Jahren stabilisiert.

​​​​​​​Weitsichtigkeit (Hyperopie/Hypermetropie)

Das Gegenstück zur Kurzsichtigkeit ist die Weitsichtigkeit, im Fachjargon Hyperopie genannt. Weitsichtige sehen nahe Gegenstände unscharf, weit entfernte Gegenstände hingegen deutlich. Eine Weitsichtigkeit ist angeboren.

​​​​​​​Alterssichtigkeit – Lese- oder Gleitsichtbrille?

Mit zunehmendem Alter, meist zwischen 40 und 45 Jahren, beginnt bei zwei Drittel der Menschen die Alterssichtigkeit. Lesen wird anstrengend und auch das Anschauen von Fotos auf dem Smartphone wird mühsam. Die Alterssichtigkeit kann man zwar nicht rückgängig machen, aber mit einer Lesebrille oder Gleitsichtbrille gut ausgleichen.

 

Herr Matthias Schöttle, dipl. Ing. Augenoptiker bei Kochoptik in Reinach erklärt uns den Unterschied zwischen einer Lese- und einer Gleitsichtbrille:

Eine Lesebrille wird für den gewünschten Leseabstand ausgesucht. Sie bietet für diese Distanz perfekte Sicht. Mit dieser Brille erscheinen allerdings weiter entfernte Objekte unscharf. Im Unterschied hierzu bieten Gleitsichtbrillen Sehen von fern bis nah. Dies ohne eine sichtbare Kante im Brillenglas, also übergangslos. Mit dem oberen Teil des Brillenglases kann man deutlich in die Ferne schauen. Je weiter der Blick nach unten wandert, desto mehr verändert sich die Korrektur in der Brille für die Nähe.

Anzeichen für Sehprobleme bei Erwachsenen

  • Unscharfes Sehen von entfernten Objekten (zum Beispiel Strassenschilder)
  • Die Notwendigkeit, die Augen zusammenzukneifen, um entfernte Objekte klarer zu sehen
  • Kopfschmerzen
  • Häufiges Augenreiben
  • Doppeltes Sehen
  • Verschwommenes Sehen in der Nähe
  • Augenmüdigkeit oder Augenbelastung
  • Schwierigkeiten beim Autofahren, insbesonders nachts

Anzeichen für Sehprobleme bei Kindern

  • Es klagt über Kopfschmerzen
  • Hat keine Lust zu lesen
  • Zwinkert oder blinzelt häufig
  • Das Kind greift nicht gezielt nach Gegenständen (8. Monat)
  • Häufiges Stolpern oder Anstossen
  • Das Kind «klebt» vor dem Fernseher oder dem Bilderbuch

Müde Augen?

Aus dem Englischen gibt es die «20-20-20 Rule». Dabei wird empfohlen nach 20 Minuten Bildschirmtätigkeit ein Objekt in 20 feet (ca. 6m) für 20 Sekunden anzublicken. Dies soll, wie die folgenden Übungen das Augenpaar entlasten.

Wenn dir eines dieser Anzeichen bekannt vorkommt, oder wenn du das Gefühl hast, dein Kind sieht schlecht, lohnt sich eine Abklärung beim Augenprofi. Der erste Schritt dazu ist ein Sehtest.

Wo kann ich einen Sehtest machen?

Den Sehtest kannst du sowohl bei Augenärzten wie auch bei Augenoptikern machen lassen. Beide sind qualifiziert, Sehschwächen zu erkennen und ein Brillenrezept auszustellen. Viele Zusatzversicherungen der Krankenkassen beteiligen sich an den Kosten für eine neue Brille. Deshalb ist ein Rezept wichtig.

 

Mach den Online-Sehtest:

Du möchtest am liebsten gleich sofort wissen, wie es um deine Sehstärke steht? Ein Online-Sehtest liefert erste Hinweise auf eine Sehschwäche, ist aber kein Ersatz für einen fachkundig ausgeführten Sehtest.

Welche Brille passt zu mir?

Eine Brille ist heute mehr als nur eine Sehhilfe. Es ist ein modisches Accessoire, mit dem du deinen persönlichen Stil unterstreichen kannst. Unsicher, welches Brillenmodell gut zu dir passt? Matthias Schöttle teilt seine Tipps:

 

  • Bei eher kantigen Gesichtern können runde oder abgerundete Formen zu weicherer Kontur verhelfen.
  • Eckige Brillenformen vermögen eine rundliche Gesichtsform zu strecken.
  • Bei ovalen Gesichtern sind hingegen viele Brillenformen möglich.

«Letztlich empfiehlt es sich, verschiedene Brillenformen und Brillenstile anzuprobieren, um die Wunschbrille zu finden», sagt Matthias Schöttle. In einem Fachgeschäft wirst du gut beraten. Optiker:innen zeigen dir vielleicht auch ein Modell, das du selber nie ausgesucht hättest, aber super zu dir passt.

Brillen oder Kontaktlinsen: Was bezahlt Visana?

Viele Zusatzversicherungen der Krankenkassen beteiligen sich an Brillengläsern oder Kontaktlinsen. Die Höhe des Betrags unterscheidet sich dabei. Hast du bei Visana die Zusatzversicherung Ambulant abgeschlossen erhältst du folgende Beträge:

Informationen zu Ambulant II und III

Kinderbrillen: Was bei der Auswahl zu beachten ist

Die Brille sollte in Form, Farbe und Grösse zu dem Gesicht des Kindes passen. Bei kleineren Kindern bieten runde Gläser ein grösseres Blickfeld nach oben. Diese Formen sind auch bei höheren Korrekturen eher von Vorteil. Damit die Kinderbrille jedes Abenteuer mitmacht, ist eine gute Passform und Anpassbarkeit unerlässlich. Ist das Kind sehr sportlich kann ein Sportbügel (gummierte Bügelverlängerung) hilfreich sein.

Selber aussuchen macht Spass

Das Wichtigste ist aber, dass deinem Kind die Brille gefällt, denn nur dann wird es die Brille auch tragen. Ein Gestell mit vielen Modellen, kann das Kind überfordern oder langweilen. Unterstütze es deshalb beim Aussuchen, indem du ihm eine kleine Vorauswahl in den Lieblingsfarben präsentierst.

 

Ist die passende Kinderbrille gefunden, helfen kleine Rituale, damit die Brille ein möglichst langes Leben hat: In der Nacht sollte die Brille in einem Etui aufbewahrt werden. Bastelt zusammen ein gemütliches Plätzchen. Bevor es Schlafenszeit ist, kann dein Kind seine Brille «ins Bettchen legen». So weiss das Kind immer, dass die Brille sicher aufbewahrt und wo sie am nächsten Morgen wieder zu finden ist.

 

Wer übernimmt die Kosten für die Kinderbrille?

Die Grundversicherung bezahlt bis zum 18. Lebensjahr CHF 180.- pro Jahr an die Kinderbrille. Ist die Sehbehinderung angeboren oder liegt ein Geburtsgebrechen vor, ist es empfehlenswert, mit der IV (Invalidenversicherung) abzuklären, ob sie sich an den Kosten beteiligt.

 

Warum sind Kindersonnenbrillen so wichtig? Zum Blogbeitrag

Mythencheck

Um die Augen ranken sich viele Mythen. Augenoptiker Matthias Schöttle klärt auf:

 

Keine Brille tragen trotz Sehschwäche: Schade ich damit meinen Augen?

Matthias Schöttle: «Als Erwachsener schadet man seinen Augen nicht. Es kann aber sein, dass man schneller ermüdet, Kopfschmerzen bekommt oder die Augen anfangen zu brennen. Letztlich leidet darunter die Lebensqualität. Bei Kindern verhält es sich anders: Da sich ihre Augen erst noch voll entwickeln, müssen oder (je nach Verordnung) sollten sie ihre Brille tragen.»

 

Kann man eine Fehlsichtigkeit «wegtrainieren»?

Matthias Schöttle: «Leider wurde bisher kein wissenschaftlicher Nachweis erbracht, dass im Anschluss an ein Augentraining dauerhaft auf eine Brille verzichtet werden kann. Davon zu unterscheiden sind Übungen, welche in Sehschulen der augenärztlichen Praxen und Kliniken angewandt werden. Diese Therapien dienen der Verbesserung des Leistungsvermögens der einzelnen Augen und dem beidäugigen Sehen. Kein Training, aber doch Einfluss auf die Glasstärke im Erwachsenenalter versucht das sogenannte Myopiemanagement zu nehmen. Aus verschiedenen Studien weiss man heute, welche Massnahmen helfen können, eine Kurzsichtigkeit bei Kindern hinauszuzögern:

 

  • Viel Zeit draussen an der frischen Luft verbringen
  • Bildschirmzeit der Kinder einschränken bzw. viele Pausen machen

Durch spezielle Brillengläser oder Kontaktlinsen wird zudem versucht, die schnelle Zunahme der Gläserstärke zu verlangsamen.»

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