Meine Geburt: Tipps von der Hebamme zur Geburtsvorbereitung
Wir können unsere fruchtbaren Tage verfolgen, den Zyklus messen, den Eisprung dank digitaler Hilfe genau berechnen, die Natur quasi digitalisieren. Doch spätestens mit den zwei positiven Streifen auf dem Schwangerschaftstest wird vielen erst so richtig bewusst: Der eigene Körper übernimmt jetzt das Steuer. Wir müssen uns die nächsten zehn Monate auf die Natur verlassen.
Die erste Geburt ist eine grosse Unbekannte
Wir können nicht vorhersagen, wie die Geburt verlaufen wird — ausser vielleicht, wenn wir einen Kaiserschnitt planen. Aber selbst da ist es ein bisschen wie bei der Wettervorhersage: Kann voll zutreffen, muss aber nicht.
Gerade die erste Geburt ist besonders – und für viele Schwangere eine sehr grosse Unbekannte. Wahrscheinlich sogar die grösste Unbekannte des Lebens.
Während sich die einen Schwangeren freuen, positiv eingestellt sind, weiterhin fleissig Sport treiben, ihr Leben geniessen und auf den Termin hinfiebern, haben andere Sorgen und Ängste. Sie verkriechen sich lieber und wünschen sich vielleicht sogar, dass das Baby bitte lange im Bauch bleibt, weil das Thema Geburt so gross ist. Egal, wie es dir grad geht: Alles ist «normal»
Eine gute Geburtsvorbereitung ist wirklich Gold wert.
Wir von Visana stehen dir schon in der Schwangerschaft kompetent zur Seite. Hier erfährst du mehr über unsere Leistungen während der Mutterschaft.
Zum Schwangerschaftsratgeber
Mit diesem Beitrag möchten wir dir Wissen mitgeben, dich positiv auf die Geburt einstimmen und dir durch unsere Informationen vielleicht sogar ein paar Ängste nehmen.
Handfeste Tipps zur Geburtsvorbereitung bekommst du hier von Kerstin Lüking.
Kerstin ist seit 23 Jahren als Hebamme unterwegs, hat über 4000 Familien betreut und ist selbst siebenfache Mutter.
Geburtsvorbereitungskurs: ja oder nein?
«Brauche ich überhaupt einen Geburtsvorbereitungskurs?» Das ist eine Frage, die ich, Kerstin, als Hebamme oft gestellt bekomme. Ich sage «ja!» Vor allem, wenn es sich um das erste Kind handelt.
Nirgendwo sonst kommst du so schnell und gebündelt an alle Informationen, die du rund um Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett benötigst.
Infos von der Expertin, der du Löcher in den Bauch fragen kannst und die auf alle Eventualitäten hinweist. Ich persönlich bin nie für die «weichgespülte» Variante. Denn so ist eine Geburt oft nicht.
Das wäre zugleich mein erster Rat, wenn ihr als (werdende) Eltern auf der Suche nach einem geeigneten Kurs seid. Fragt Freundinnen, Freunde, Verwandte oder Bekannte, ob sie gute Erfahrungen mit einem bestimmten Kurs gemacht haben und was ihnen an Wissen und Tipps mitgegeben worden ist.
Themen im Geburtsvorbereitungskurs
Sodbrennen, Übelkeit, Wassereinlagerungen und Co.: Diese Dinge solltest du im Geburtsvorbereitungskurs erfahren
In einem Kurs rund um die Schwangerschaft sollte auf Beschwerden eingegangen werden, die bei fast jeder Frau auftreten.
Dazu gehören Sodbrennen, Übelkeit, Rückenschmerzen, Wassereinlagerungen oder Veränderungen des Körpers allgemein. Es sollten am Kurs Tipps gegeben werden, wie du diese lästigen Beschwerden mindern kannst.
- Bei Sodbrennen könnte es zum Beispiel ein Tipp aus der Naturheilkunde sein, wie das Trinken von Kartoffel-Presssaft. Durch die enthaltene Stärke in der Kartoffel wird Säure gebunden, was das Sodbrennen mindert.
- Gegen Übelkeit und Wassereinlagerungen kann das Tragen von Kompressions-Strümpfen helfen.
- Rückenschmerzen werden durch Gymnastikübungen wie Kuh-Katze (Hohlkreuz/Katzenbuckel) gelindert oder durch eine Massage, die durch eine Begleitperson ausgeübt werden kann.
Schmerzlinderung und der Kaiserschnitt
Am Kurs sollten Möglichkeiten der Schmerzlinderung mit allen Vor- und Nachteilen besprochen werden. Dies bestenfalls ohne Wertung durch die Hebamme, denn die Entscheidung muss bei allen Massnahmen stets bei den Eltern liegen. Natürlich in Absprache mit dem Team, das die Frau bei der Geburt betreut.
Auch der Kaiserschnitt muss thematisiert werden. Meiner Meinung nach können im Vorfeld sehr gut Ängste genommen werden, wenn auch über etwas gesprochen wird, das man sich für sich selbst nicht wünscht und bestenfalls ausklammern möchte.
Das Wochenbett
Ich wünsche mir für die Frauen, dass in den Kursen das Wochenbett mit all seinen Facetten angesprochen wird.
Leider ist das ein Thema, das oft zu kurz kommt, obgleich der «Spass» des Elternseins da doch eigentlich erst richtig losgeht: durchwachte Nächte, Milchstau, Wochenfluss, Baby-Blues, Wundheilungsstörungen, Stillen und Sexualität.
Das ist nur ein Bruchteil von dem, was Eltern interessiert und wo schnell Hilfe durch fundierte Tipps benötigt wird.
Online- oder Präsenzkurse: Das hilft dir bei deiner Entscheidung
Such dir einen Kurs aus, bei dem es schon einen kurzen Kontakt zur Kursleitung gegeben hat. Der Erstkontakt mit einem freundlichen Gespräch durch eine dynamische Persönlichkeit entscheidet oft über das Gelingen eines Kurses, auf den man sich tatsächlich freut, da er einen Mehrwert mit Humor und Spass garantiert.
Vielleicht fragst du dich: Soll ich einen Präsenz- oder einen Online-Kurs machen? Welcher passt zu mir?
Fühl in dich hinein, was du leichter in deinen Alltag unterbringst. Wenn du Lust hast, regelmässig andere Schwangere zu treffen, dann macht ein wöchentlicher Präsenzkurs Sinn. Falls du wenig Zeit investieren möchtest, lohnt sich ein Blick auf das Angebot von sogenannten Wochenend-Crashkursen. Aber auch das Online-Angebot ist heute gross.
Mein Rat: Schau dir vorher die Online-Rezensionen an.
Richtig Atmen bei der Geburt
Viele Schwangere schrecken aus Fremdscham vor dem gemeinsamen Wehen-Veratmen – eine Art Gruppenhecheln – zurück. Verständlich.
Erstens: Du musst nichts machen, was deiner Natur total widerspricht. Zweitens: Sprich mit der Kursleitung kurz darüber, wenn du dich nicht wohl fühlst, dir inhaltlich etwas fehlt oder dir der Kurs nicht gefällt. Gut und respektvoll formuliertes Feedback ist wichtig, damit auch die Kursleitung etwas für die Zukunft mitnehmen kann. Das gilt natürlich auch für Lob.
Falls du wirklich einen Kurs erlebt hast, von dem du wenig mitnehmen konntest, lautet mein Tipp: Wende dich an deine Hebamme und bitte sie, sich eine Stunde Zeit zu nehmen, um über alle offenen Fragen zu sprechen und dir das Wichtigste mit auf den Weg zu geben.
Entscheidend bei der Vorbereitung auf eine Wanderung ist, dass man sich nicht überschätzt und deshalb realistische Wege aussucht. Länge und Schwierigkeit der Tour sind ebenso wichtig wie die Jahreszeit und die Wetterprognose. Es lohnt sich zudem, stets genügend Zeit einzuplanen und abzuklären, wie es unterwegs aussieht bezüglich Restaurants und öffentlichen Verkehrsmitteln. Ein Wanderprofi packt zudem seinen Rucksack angemessen: Eine Trinkflasche gehört dazu, am besten mit Wasser oder Tee gefüllt dazu Snacks wie Früchte, Käse, Riegel aller Art und Sandwichs; Sonnenschutz und Regenschutz, ein Handy sowie ein Pullover oder eine Jacke, falls es unvermittelt kühler wird. Und natürlich: eine Wanderkarte. Man weiss ja nie, wann der Akku beim Smartphone aufgibt. Immerhin fällt dann der Stressfaktor der ständigen Erreichbarkeit auf dem Wandertrip endgültig weg.
Die Geburt rückt näher. Was packe ich in meine Kliniktasche?
Kerstins Geheimtipps und weshalb Bouillon nicht fehlen darf
Ich würde von einem Kurs natürlich auch praktische Tipps bezüglich einer Packliste für die Kliniktasche erwarten.
Vorgängig einige Geheimtipps von mir: Ich bin ein grosser Fan von Bouillon unter der Geburt, denn nicht selten fängt die Frau unter der Geburt plötzlich an zu frieren und macht einen kraftlosen Eindruck, der sich auch in der plötzlichen Wehenschwäche zeigt. Eine salzige Bouillon ist da ein wahrer Energie-Booster, der schlagartig wieder Dampf gibt.
Darum solltet ihr ein rotes und ein grosses Badetuch mitnehmen
Auch ein rotes und zusätzlich ein grosses Badetuch dürfen eingepackt werden.
Das rote Handtuch wird rechtzeitig vorgewärmt und dazu benutzt, dass das Baby nach der Geburt damit zugedeckt wird. Eine Farbe, die dem Neugeborenen bekannt vorkommt, da es sie schon im Mutterleib erlebt hat.
Das grosse Badehandtuch kommt ins Wöchnerinnen-Bett der Mutter. Da die Klinik-Matratze dank Plastikfolie ein wahres «Schwitz-Paradies» ist, hilft das Badetuch gegen Schweissausbrüche und nasse Nachthemden.
Fall du lange Haare hast: Pack Haargummis ein!
Haargummis fehlen eigentlich fast immer. Gerade Frauen mit langen Haaren empfinden es als angenehmer, wenn die Haarpracht zurückgebunden ist und nicht bei jeder Wehe ins Gesicht fällt.
Was sollte meine Begleitperson wissen?
Ich finde es wichtig, dass den werdenden Eltern immer authentische Berichte über die Geburt erzählt werden. Dazu gehört die klare Aussage, dass eine Wehe kein Spaziergang, sondern extrem schmerzhaft ist.
Mach das auch den Begleitpersonen deutlich: «Pass auf, du erlebst hier deine Partnerin in einer Situation, in der du sie wahrscheinlich noch nie erlebt hast.» Sie wird wahrscheinlich sehr laut schreien, weinen und verzweifelt sein. Eventuell wird sie auch dich für den Schmerz verantwortlich machen».
In einem Kurs muss also auch eine «Betriebsanleitung» mitgegeben werden, wie der Partner oder die Partnerin in dieser Situation mit der Gebärenden umgehen sollte.
Deine Begleitperson sollte dein Sprachrohr zum Spitalpersonal sein
Es ist wichtig für Begleitpersonen, dass sie über die Abläufe informiert werden, damit sie keine Angst um die Partnerin bekommen. Und auch, weil sie oft das Sprachrohr zum Spitalpersonal sind, das wiederum die Wünsche der Gebärenden übermittelt. Die Begleitperson ist in der Regel eine vertraute Konstante, die genau jetzt gut vermitteln kann.
Es wird häufig in Geburtsplänen deutlich gemacht, dass eine Konversation im Notfall mit dem werdenden Vater oder der Co-Mutter geführt wird. Was in einen Geburtsplan geschrieben werden kann, ist übrigens auch ein Aspekt bei der Geburtsvorbereitung.
Wir wünschen dir alles Liebe für die vielleicht grösste, aber schönste Unbekannte deines Lebens.
Wusstest du, dass du dein Baby schon vor der Geburt bei Visana versichern kannst? Hier erfährst du, wie das funktioniert
– denn alles, was du vor der Geburt erledigst, erleichtert dir das Wochenbett!
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